10. Tag – 13. Juni 2019 Ich habe Glück: Heute wird ein sonniger Tag, den ich für einen „kleinen Abstecher“ nach Schweden nutzen kann und will. Inspiriert von dem Bericht von Ronald „Endelig sommer i Norge! Teil 19“ mache ich heute eine Fahrt mit der Ofotbanen von Narvik nach Kiruna und zurück. Nehmt also meine Ausführungen als Ergänzung zu den phantastischen Reiseerlebnissen von Ronald. Diese ist ohnehin kaum zu toppen.
Die Ofotenbahn ist eine alte Erzbahn aus dem 19. Jahrhundert, um insbesondere im Winter das weltgrößte Eisenerzvorkommen bei Kiruna ausbeuten zu können. Denn im Winter war der östlich gelegene Hafen Luleå am Bottnischen Meerbusen zugefroren und konnte von den Transportschiffen nicht angelaufen werden. Folglich wurde das Erz bis nach Narvik und an Beisfjord transportiert, um dort verschifft zu werden. Anders als in Schweden war der Hafen in Narvik im Winter wegen des warmen Golfstroms nicht zugefroren.
Ich fahre zeitig von vom Quartier zum Bahnhof. Dort gleich die erste „Panne“ – der Parkautomat ist kaputt! Ich frage einen Norweger, der mit empfiehlt über die App „PayToPark“ zu bezahlen. Allerdings funktioniert die auf meinem Smartphone nicht. Ich frage im Bahnhofscafe und erhalte die Antwort „All free today“ und den Hinweis, ich sollte doch einen Zettel ins Auto legen.
Zweite Begebenheit: Kurz vor der Abfahrt erhalte ich von der schwedischen Eisenbahngesellschaft eine SMS, die ich erst mühsam übersetzen muss. Auf den ersten Blick schließe ich, dass der Zug heute von Kiruna nicht zurück fährt. Das wäre misslich – schließlich mache ich Urlaub in Norwegen und nicht in Schweden.
Aber die genaue Übersetzung sagt mit schließlich, dass der Zug zurück ca. 15 Minuten Verspätung haben wird. Darauf kann ich mich einlassen und diesen Hinweis als einen guten Service zur Kenntnis nehmen. Also nichts wie einsteigen, der Zug steht ja bereits auf dem Gleis. Die Tickets für die Hin- und Rückreise hatte ich bereits Tage vorher im Internet bestellt und jetzt ausgedruckt im Rucksack.
Die Fahrt in die Berge ist spektakulär – oben schneebedeckte Gipfel und im Tal große Fjorde und sensationelle Brücken.
Ich komme aus dem Staunen kaum heraus und „springe“ von einer Seite zur anderen im Zug, um die schönsten Bilder machen zu können. Bei Sonnenschein und klarer Sicht ist das fast ein Selbstgänger.
Auf ungefähr halber Strecke liegt die Station Abisko Östra auf knapp 400 Meter ü. M. Von dort wird die Landschaft „ruhiger“, Seen und Ebenen mit kleinen Birken.
Nach zweieinhalb Stunden ist meine Zielstation Kiruna erreicht. Ich habe jetzt ungefähr eine Stunde, 20 Minuten. Zeit für einen Spaziergang. Große Dinge lassen sich da aber nicht bewältigen. Ich gehe in den Ort, kaufe mir im Coop eine kleine Cola und lasse alles herum auf mich wirken.
Mich erschreckt, wie ärmlich und teilweise ungepflegt alles aussieht. Mir scheint, Kiruna ist das Suletjelma Schwedens.
(Mein „Lieblingsschild“!)
Zurück am Bahnhof erfahre ich, dass der Zug weitere 15 Minuten Verspätung hat. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich doch den etwas längeren Weg zur Kirche spaziert.
Der Zug ist zur angekündigten Zeit am Bahnsteig und leider rappelvoll! Sehr viele Rucksacktouristen und Familien mit kleinen Kindern. Das bedeutet Unruhe und Lärm. Die grandiose Landschaft lässt sich davon aber nicht schrecken. Aber anders als auf der Fahrt am Morgen kann ich jetzt wegen der vielen Fahrgäste das Fenster nicht mehr öffnen, um bessere Fotos machen zu können. Tja, man kann nicht alles haben.
Pünktlich ist der Zug zurück in Narvik! Eine sensationelle Fahrt, die ich jedem nur empfehlen kann!
Am Abend nehme ich all meinen Mut zusammen und fahre zur Seilbahn des Narvikfjellets, weil ich trotz meiner Höhenangst auf die obere Aussichtsplattform will.
Mitsommer auf dem Fjell und die nicht untergehende Sonne über den Ofoten!
298 NOK oder rd. 30 Euro sind nicht gerade wenig. Hinzu kommen Gebühren für den Stell-platz. Aber wat mutt dat mutt! Dafür fahre ich in einer niegelnagelneuen Gondelbahn im Porsche-Design in 1.172 Metern von der Talstation (223 m. ü. M.) auf die Bergstation in 656 Metern Höhe.
Die Gondel schwebt über das Gelände und läuft ganz ruhig. Kein Ruckeln, kein Schaukeln – meine Höhenangst war unbegründet? Na ja, ich weiß nicht – schließlich herrscht fast Windstille und 19 Grad hochsommerliche Temperaturen.
Allerdings kommt vom Berg ein leichter aber sehr kalter Windhauch. So sitze ich in der Sonne wie an einem Lagerfeuer. Vorne brütend heiß und der Rücken wird kalt. Glücklicherweise habe ich mit einer Jacke vorgesorgt. Denn das Cafe und Imbiss auf der Bergstation ist leider geschlossen.
Die Ruhe auf dem Fjell ist faszinierend. In der Ferne hört man die großen Erzfrachter, die in Narvik an der Pier und auf Reede liegen. Und hin und wieder auch mal eine Touristenstimme – sonst nichts!
So warte ich geduldig auf den Sonnenuntergang, der sicherlich gar nicht kommen wird. Nun ja – schau’n wir mal. Ich habe Zeit - die letzte Gondel verlässt erst um 01:00 Uhr die Bergstation.
Gegen 21:00 Uhr war ich auf dem Berg angekommen. Es wird 22:00 Uhr – ich mache ein Bild vom Stand der Sonne.
(22:00 Uhr)
Es wird 23:00 Uhr – ich mache ein weiteres Bild und schau mich auf der Bergstation um. Ich bin mittlerweile noch der Einzige, der hier oben aushält. Aber das soll so nicht bleiben. Denn inzwischen ist es richtig kalt geworden und ein eisiger Wind bläst vom Berg hinab.
(23:00 Uhr)
Um 23:30 Uhr verabschiede ich mich von der Mitternachtssonne, mache noch ein letztes Foto und fahre mit der nächsten Gondel ins Tal. Auf alle Fälle stand die Sonne kurz vor Mitternacht noch so hoch, dass von einem „Untergang“ nicht die Rede sein konnte.
(23:30 Uhr)
(23:44 Uhr)
(23:45 Uhr)
Das bestätigt sich auch, als ich wenig später an dem Apartment ankomme und kurz nach Mitternacht noch mal ein Bild mache. Es ist hell – es bleibt hell! Die ganze Nacht.
(00:06 Uhr)