Canadier hat geschrieben:Und? Was hab ich jetzt gewonnen!
Einen weiteren Tagesbericht
Do. 5.8. LangsuaDer Plan ist also eine Zwei-Tages-Wanderung im Langsua Nationalpark.
Das Gebiet wird vom DNT als ideal für Kinder eingestuft. Es ist auch gut zu erreichen, da die DNT-Hütte Storeskag direkt mit dem Auto angefahren werden kann.
Wir fahren also los und müssen erst einmal wieder eine Mautstation passieren und diesmal 70kr bezahlen, damit sich die Schranke öffnet. Interessanterweise werden die Wege hinter solchen Mautschranken jedesmal schlechter, vor allem sind sie unasphaltiert. Aber nun gut, für so etwas fährt man ja nach Norwegen.
Anfahrt in den NationalparkDie WeiteDie Landschaft wird immer weitläufiger und einsamer und schließlich erreichen wir die Hütte. Es ist trocken und sonnig, aber es weht ein kalter Wind, sodaß wir uns doch besser die Regenjacken bzw. Windjacken anziehen. Unter den Kuscheltieren enbrennt eine Diskussion, wer denn nun mitwill. Viele haben keine Lust, und so bleiben sie im Auto. Nur Euli kommt mit, als Norwegerin und Wandereule ist es für sie ein Frage der Ehre dabeizusein.
Einsame HütteStoreskagDie LangsuaDie LangsuaZunächst geht es für 1 1/2h durch ein Moor, immer wieder gibt es sumpfige Stellen. Auf den Bildern im Internet waren Bohlen zu sehen, das war vermutlich von einer anderen Stelle (oder man wollte damit nur Wanderer anlocken). Hier gibt es keine Wanderhilfen und so muß man halt vorsichtig gehen und aufpassen, daß man nicht zu tief einsinkt. Man will sich die Hose ja auch nicht zu dreckig machen.
Weit ist der Wegder Weg ist so weitDurch das MoorDer Weg wird von Blaubeeren und Moltebeeren gesäumt und obwohl wir ein paar Beerensammler sehen, sind wir uns unsicher, ob sie schon reif sind. Ehrlich gesagt, schmecken sie ziemlich unspektakuär.
MoltebeereIm MoorIm MoorNationalparkgrenzeWegzeichenIch stelle nebenbei fest, daß meine neue Gleitsichtbrille zum Wandern nicht geeignet ist. Zum Glück habe ich noch eine Brille in Fernstärke dabei - das ist wesentlich angenehmer und zum Karte lesen muß ich sie halt abnehmen.
Das T weist den WegIm MoorDie Kinder laufen voraus und das ist etwas Neues: Wir müssen sie nicht mehr zum Laufen motivieren, im Gegenteil, jetzt sind es wir Alten, die zurückbleiben und nur hoffen können, daß sie keine Weggabelung übersehen. Ab und zu warten sie auf uns, z.B. an einer etwas schiefen Brücke. Hier gönnen wir uns erst einmal ein Kvikk Lunsj - denn was wäre eine Wanderung ohne Schokolade.
Eine leicht schiefe Brücke - aber besser als gar keineBach im MoorNicht reintretenAuf dem anderen UferLandschaftKurz darauf erreichen wir einen Wegweiser: Links ginge es direkt zu unsere Hütte, rechts auf einem Umweg um die Langsua herum. Wir haben eine längere Diskussion, welchen Weg wir einschlagen sollen. Mein Argument für den längeren Weg ist, daß wir den kürzeren ja morgen zurückgehen würden, wir ja noch Zeit hätten und mit dem längeren auch mehr von der Landschaft sehen würden.
Wir nehmen schließlich den Längeren - Eine Entscheidung, die im späteren Verlauf öfters verflucht wird.
Am ScheidewegRückblickEs geht jetzt erst einmal bergauf. Der Weg ist steinig, aber nicht mehr so morastig. Die Sonne scheint und wir bewundern die Aussicht über diese unglaubliche Weite, in der sich kein weiterer Mensch zu befinden scheint - den größten Unglauben haben wir aber beim Blick auf das Handy, welches hier immer noch besten 4G-Empfang anzeigt
BergaufDon't look back in angerWeiter geht es über einen Sattel und dann wieder steil bergab.
Auf zum SattelWo ist Soria Moria?Blick in ein SeitentalWir sehen unten eine Hütte und beschließen, dort erst einmal Rast zu machen, da es schon 14:00 ist. Leider ist es keine der offenen Hütten, die es hier auch gibt, sodaß wir nur an der Seitenwand sitzen können.
Eigentlich war der Plan, hier Würstchen auf dem Gaskocher zu grillen, aber beim Griff in den Rucksack merke ich, daß ich zwar Kocher und Pfanne mitgenommen habe, die Gaskartusche aber nicht. Nun ja, die norwegischen Würstchen schmecken glücklicherweise auch kalt.
MittagsrasthütteWir stellen fest, daß wir doch mal wieder langsamer vorankommen als gedacht und gehen nach einer kurzen Rast weiter.
Weiter geht'sNach 20min erreichen wir die Plankebua - eine offene Hütte, in der man auch übernachten kann. Einfach, aber gemütlich und vermutlich besser als ein Zelt.
Plankebua Plankebua PlankebuaBlick zurück zur PlankebuaBis jetzt haben wir uns beim Weg immer an die roten Ts gehalten, aber jetzt wäre dieser markierte Weg doch ein zu großer Umweg. In der Karte ist ein unmarkierter Weg an der Bergflanke der Søre Langsua entlang eingezeichnet, und wir finden ihn auch schnell.
Aber ist es wirklich ein Weg oder doch nur eine Schafsspur? Das GPS weist uns den ungefähren Weg, den wir uns durch das Gestrüpp bahnen. Man kann den Weg erahnen, aber sind wir wirklich richtig? F. entwickelt hier ungeahnte Fähigkeiten als Fährtenleserin, sie findet den Pfad wo wir anderen nur Gestrüpp vermuten.
Auf unmarkierten WegenAuf unmarkierten WegenImmerhin ist das Wetter gut und das nächste Zwischenziel (die Vesterheimsbua) ist die ganze Zeit sichtbar, obwohl wir nicht das Gefühl haben, sich ihr zu nähern. Die einzigen, die wir hier treffen, sind freilaufende Schafe - wie werden die eigentlich von ihren Besitzern gefunden?
Nur die Schafe schauten zuWir kommen nur langsam voran, wir brauchen für diese 2km durch das Gestrüpp eine Stunde. Doch schließlich befinden wir uns an der Vesterheimsbua, wieder eine offene Hütte zum übernachten. Wir beglückwünschen uns zu diesem Erfolg und belohnen uns mit Kvikk Lunsj.
VesterheimsbuaVesterheimsbua - Der HolzvorratEs ist inzwischen 16 Uhr, also machen wir uns wieder auf den Weg. Vor uns liegt jetzt ein Anstieg vom 250hm auf 1400m - der höchste Punkt der Tour. Obwohl das Gelände übersichtlich ist und der Weg jetzt wieder mit Steinmännchen markiert sind, kommen wir doch etwas zu weit nach links ab und müssen einen kleinen Umweg gehen, um ein Tor in einem Zaun zu finden, der hier über den Berg gespannt ist. Immerhin gibt es hier oben kein Gestrüpp mehr, sondern nur noch Moos.
Steinhütte am AufstiegAufstiegRückblickRaupengespinstAufstieg zum PassUm kurz nach 5 stehen wir schließlich am höchsten Punkt und beginnen schnell mit dem Abstieg, da der Wind doch ziemlich bläst.
Da müssen wir noch runterEs sind jetzt noch ca. 6km bis zu unserem Ziel, aber das ist natürlich keine bequeme Wanderautobahn, sondernd ein fordernder Weg, insbesondere, wenn man wie wir schon etwas müde ist. Der einizige Pluspunkt ist, daß es jetzt nur noch bergab geht.
Hinterm Buckel rechtsAbstiegHoffentlich bleibt der da obenDer Buckel kommt nicht näherDer erste Teil besteht aus Geröll und etwas losen Platten, hier ist also erhöhte Aufmerksamkeit angesagt. Dies bessert sich, als wir in’s Tal zwischen Søre und Nordre Langsua kommen, dafür gibt es jetzt hier wieder das Gestrüpp. Und der Weg wird auch wieder matschiger.
Durch das Gestrüpp sieht man den Matsch nicht so gut, die Schuhe werden dreckig und dreckiger, die Hose auch. Immer wieder sinkt der Schuh ein.
Schmatz! Das war eine tiefe Stelle, der Schmodder läuft von oben in den Schuh. Schnell wieder rausziehen, bevor er komplett steckenbleibt.
Es ist kalt, die nasse Hose macht das nicht besser. Die Beine sind müde. Die Füße tuen weh; die Steine, auf denen sie immer wieder stehen müssen, freuen sie nicht.
“Scheißweg!” Der Blick auf die Karte frustriert, höhnisch sagt sie uns “Ihr seid noch nicht so weit wie gedacht”.
Hunger, Durst, Müde. K. merkt, daß sich an ihrem Fuß Blasen bilden.
“Wann kommt endlich die Scheiß-Abzweigung?”
“Drecksgestrüpp!” VorausläuferDa unten im Wäldchen sollte es seinImmerhin motivieren sich die Kinder selbstständig und laufen voraus. Das Alter, wenn man erkennt, daß man jetzt einfach weitergehen muß. Man darf gerne über den Weg fluchen (Eine Wanderung, auf der man nicht über den Weg flucht, hat nicht wirklich angestrengt), solange die Einsicht da ist, daß man ihn trotzdem nehmen muß.
Es nimmt kein EndeEndlich erreichen wir die ersehnte Abzweigung. Jetzt geht es noch einmal bergab. Nicht in Serpentinen, nein, hier wird die direkte Wegführung bevorzugt. Inzwischen laufen wir hauptsächlich auf Autopilot und wollen nur noch ankommen. Der Weg zieht sich, es geht in einen Birkenwald.
Im Birkenwald“Wie weit ist es noch?”
“Wo ist die verdammte Hütte?” Ich hasse es, wenn man Hütten nicht schon von fern sehen kann. Es läuft immer die kleine Panik mit, daß man etwas verpasst hat.
Auf einmal liegt ein Schlauch auf unserem Weg. Das könnte das Zeichen sein, daß es nicht mehr weit ist. Aber vorher noch ein kleiner Sumpf - kann ja nicht sein, daß wir am Ende noch mit trockenen Schuhen ankommen.
Und endlich taucht sie auf: Die DNT-Hütte Skriurusten. Es ist Halb 8. Erschöpft setzen wir die Rucksäcke ab und sinken auf die Bank vor der Hütte. Der Schlauch führt zu einem Wasserhahn - Diese Hütte hat eine schon fast komfortable Wasserversorgung.
SkriurustenJetzt den DNT-Schlüssel in’s Schloß. Er passt, die Hütte öffnet sich und wir betreten sie auf Strümpfen. Die wohlige Gemütlichkeit einer DNT-Hütte empfängt uns.
<br/>Entspannen[/size]
Kurz die Lage sondieren, Rucksäcke reinholen, nasse Hosen ausziehen und die Betten okkupieren.
Dann der schönste Punkt des Abends: Die Plünderung des Vorratslagers. Das Abendessen ist Joika mit Reis und als Nachtisch ein Fruchtcocktail und eine Rolle Bixit. Dazu für die Eltern eine Dose Bier und für die Kinder Apfelsaft - von Papa hierher geschleppt.
VorratslagerEs gibt sogar Strom in der Hütte, gespeist von einer Solarzelle - Luxus und Dekadenz!
StromerzeugungWir sind müde und eigentlich zu nichts mehr fähig. Beim Besuch des Utedo fällt auf, daß man einfach diese Stille nicht gewöhnt ist. Und so ein Birkenwald in der Dämmerung ist schon ein bißchen dunkel.
UtedoWir gehen also in’s Bett - Handy und Kamera lassen wir im Hauptraum. Die Gefahr, daß hier jemand Wanderer ausraubt, ist doch sehr gering - es gebe jedenfalls lohnendere Ziele für Diebe als eine Hütte, zu der man erst einmal mindestens 5 Stunden zu Fuß laufen muß.
Die KojenAlso ab in die Hüttenschlafsäcke und gute Nacht. Auch Euli bekommt einen eigenen Schlafsack.
Eulenschlafsack