68,68°Nord

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 06. Nov 2023, 16:23

Der Winter naht und ich bin an meinem Reisebericht, der peu-à-peu eingestellt wird - wie immer: Route und viel mehr Bildern auf der Homepage: https://cms.e.jimdo.com/app/s3f48ed12f5b1e578/pa104fcf5fd13e4fa?cmsEdit=1

Viel Spaß beim Lesen, ich freue mich über Kommentare :D

Unser Family-Ferienhaus-Roadtrip 2023:
3 Wochen, 6.000 km - 6 Campingplätze - 1 Ferienhaus - 1 Hotel (Rørbu)

Eigentlich wollten wir unsere „Hundepause“ für eine Flugreise nutzen, Kanada geisterte schon lange durch unsere Köpfe. Nach dem Einholen vieler Informationen über dieses atemberaubende Land mit seinen gigantischen Landschaften kam dann ziemlich schnell die Ernüchterung. Uns als vierköpfige Familie würde der Flug zusammen mit Womo, Stellplätzen, Eintritten und Verpflegung für drei Wochen circa 17.000 € kosten. Nö, ganz ehrlich: steht für die drei Wochen in keinem Verhältnis. Ist zwar sehr schade – aber es gibt ja Alternativen ;-)

Aber da schwirrt ja noch etwas anderes schon lange durch meinen Kopf: Vor meinem ersten Norwegenurlaub 2008 fragte ich im Norwegen-Forum an, wie ich denn unsere zweiwöchige Reise nach Nordnorwegen (Ecke Lofoten) am besten planen könnte. Alle Forumsmitglieder rieten mir wegen der Kürze der Zeit von der langen Strecke ab und manövrierten uns geschickt in den Süden Norwegens, wo wir seitdem immer wieder neue Ecken erkunden und altbekannte Orte genießen. Doch im Hinterkopf blieb immer der Wunsch, mal „weiter hoch“ zu fahren. Tja – und dann gibt’s da eben noch den Bernd. Bernd kenne ich tatsächlich durch eine Norwegen-Gruppe auf Facebook, dort postete er unbeschreiblich tolle Bilder seines Häuschens in Refsnes, das „Tor zu den Vesteralen“, wie ich es nenne. Immer wieder schrieben wir hin und her, bis er mir und meiner Familie tatsächlich anbot, mal sein Häuschen als Ferienhaus zu nutzen, was aber wegen der langen Anreise und der stets mangelnden Zeit nie in Frage kam. Doch jetzt stehen uns drei Wochen zur Verfügung! (Mittlerweile bietet er die Hytte übrigens auch auf Airbnb an.) Etwas skeptisch sind wir aber trotzdem, ob diese lange Anfahrt für die Kinder nicht zu viel, zu langweilig, zu eintönig ist … ? Wir haben mit ihnen zwar darüber geredet und nach Ansicht der tollen Ferienhausfotos waren sie begeistert, aber Kinder machen sich ja nicht klar, was es heißt, 3 ½ Tage hintereinander nur im Auto zu sitzen (zumal unsere ja auch sehr bewegungsfreudig sind). Doch die Entscheidung wird schnell gefällt: wir probieren es einfach aus!

Natürlich kommt bei uns – wie bei vielen anderen, die bis weit in den Norden hinauf fahren - die altbekannte Frage auf: wie fahren wir denn nun am Besten? Ab Göteborg die E4 oder doch den Inlandsvägen? Oder gar ganz durch Norwegen? Diese Frage wurde schon in diversen Foren ausgiebig diskutiert, somit habe ich viel gelesen und nachgedacht ... Nach einem Telefonat mit Bernd steht fest, dass wir durch Schweden hochfahren und zumindest einen Teil zum "Kilometer-Schrubben" über die E4 fahren werden, dann aber rüber wechseln ins Landesinnere… wo und wann? Das sehen wir wenn wir dort sind.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 06. Nov 2023, 16:26

Samstag, 5.8.23 – 702 km

Endlich beginnt der heiß ersehnte Urlaub - wir kommen eine halbe Stunde später los, als gehofft - also erst um 6.30 Uhr. Da ich ja meine kleinen Morgenmuffel und Trödelnasen kenne, habe ich das natürlich mit eingeplant - selbstverständlich ohne jemandem etwas davon zu verraten, sonst würden sie ja noch mehr trödeln ;-)

Die Strecke bis Hannover fährt sich wie immer gut und es geht zügig voran. Leider ist tagsüber meine persönliche Horrorstrecke (zwischen Hannover und Hamburg) wie immer gespickt mit etlichen Baustellen und somit auch Staus, sodass wir (inklusive mehrerer kleiner Pausen) gerade pünktlich um 15.45 Uhr am Stena-Terminal zum Check-in kommen, der bereits begonnen hat. Wir können tatsächlich kurz darauf auf die Fähre fahren und auch direkt unsere Kabine beziehen. Erst mal strecken wir uns auf den Betten aus und holen etwas Schlaf nach… um 5 Uhr aufstehen ist dann doch etwas außerhalb unseres Rhythmuses.

Zur Ausfahrt aus der Förde stehen wir an Deck, genießen den Sonnenschein, die Luft und das voll angekommene Feriengefühl. Wie soll es anders sein - die Kinder haben Hunger. Dieses Mal wollen wir wieder ans Buffet. Zuletzt waren wir ja hier am 23.12. mit ganz wenigen Passagieren an Bord… also sind wir etwas überrascht, welch lange Schlange sich beim Essen bildet. Aber egal - wir haben Zeit und schmecken tut‘s auch :-)

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Nach dem Essen geht’s wie üblich kurz in den Dutyfree-Shop (Schoko-Vorrat füllen) und wieder zum frische Luft schnappen an Deck.

Noch ein bissl Fernsehen schauen und dann wird geschlafen – und wie immer schläft es sich beim leichten Fährengeruckel phantastisch.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 06. Nov 2023, 16:29

Sonntag, 6.8.23 – 738 km

Der Wecker geht kurz vor sieben. Duschen, frühstücken, packen und runter von der Fähre - wir wollen endlich weiter in den Norden. Allerdings dauert es heute ungewöhnlich lange beim runterfahren. Bald wird klar, warum: der Zoll kontrolliert jedes einzelne Auto. Jeder wird nach Grund und Ziel der Einreise befragt, teilweise werden Autos raus gewunken und gefilzt, der Fahrer vor uns muss ins Röhrchen blasen … das kann dauern. Wir sehen wohl vertrauenswürdig genug aus, um nach einem ganz kurzen Gespräch passieren zu dürfen. Um 10.10 Uhr starten wir zunächst Richtung Stockholm - Ziel unbekannt.

Was soll ich sagen - Schweden ist hier unten im Süden, von der Autobahn aus gesehen, erwartungsgemäß öde. Wir haben Dänemark ja mal Kaugummiland getauft, weil sich die Strecke bis Hirtshals zieht wie Kaugummi. Schweden macht hier Dänemark starke Konkurrenz … die Spannung erreicht stets den Höhepunkt, wenn der Anblick von Wiesen und Wäldern mal durch einen See durchbrochen wird. Wir machen natürlich ein paar Pipi-, Tank- und Essenspausen.

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Kaugummi lässt grüßen...

Unterwegs zeigt ein Blick auf den Routenplaner, dass wir das Ziel, was wir so ungefähr ins Auge gefasst hatten (Sundsvall an der Ostsee) erst so gegen 19 Uhr erreichen werden. Und laut Wettervorhersage wird es nachts dort stark regnen, da habe ich keine Lust, im Zelt zu schlafen (wir haben es eigentlich nur für Notfälle mitgenommen, falls wir mal nichts finden). Also schaue ich, ob in Sundsvall etwas frei ist und buche über booking.com beim First Camp Fläsian eine Vierbetthytte. Das nimmt uns etwas Druck - wir wollen heute so viel Strecke wie möglich machen, aber dann so spät noch auf die Suche zu gehen, hätte mich wahrscheinlich dann doch etwas nervös gemacht. Mittlerweile hat es auch begonnen zu regnen. Die Kinder fragen, ob sie ein Kaugummi haben dürfen… wie bezeichnend bei dieser Landschaft ;-) Die beiden machen sich übrigens an Tag 2 der langen Autofahrten erstaunlich gut. Comics, Hörspiele, Kartenspiele und ein Film vertreiben ihnen die Zeit. Um 19 Uhr kommen wir an und fahren gleich zur Hütte. Von außen sieht sie winzig aus. Da drin sollen wir alle schlafen und ein Bad soll es da auch noch geben? Beim Öffnen der Tür komme ich mir vor wie bei Harry Potter, als die ganze Familie bei der Quidditch-WM in einem winzigen Zelt Platz findet… ein Raumwunder. Wir blicken direkt auf die Ostsee, es gibt einen tollen Sandstrand und auf diesem einen Spielplatz. Herrlich. Wenn das Wetter jetzt besser wäre, würde ich sofort ins Meer hüpfen!

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Die Kinder toben umher, während ich den Dosenlinseneintopf wärme. Nach dem Essen gehen wir im Nieselregen noch ausgiebig am Strand spazieren und klettern über Felsen … es ist echt toll hier!

Eine Leserunde später (diesmal ist die "Unendliche Geschichte" im Urlaub dabei - seit meiner Kindheit eines meiner absoluten Lieblingsbücher) schlafen wir alle früh ein.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 06. Nov 2023, 17:06

Montag, 7.8.23 – 687 km

Ich werde von lautem Geprassel geweckt, es regnet heftig gegen die Scheibe, gefolgt von einem kräftigen Donnerschlag. Um sieben geht der Wecker, wundersamer Weise klappt alles ohne Gemurre wie am Schnürchen, wir essen noch kurz was, Zähne putzen, Betten abziehen, spülen und die Hütte kehren, Tankstop und los geht‘s - viertel vor neun sind wir wieder on the road. Es regnet und ich überlege, wie wir am besten fahren sollen. Nur diese Autobahn fahren ist keine Option. Zunächst starten wir aber auf der E4. Hier an der Ostsee gefällt uns Schweden schon viel besser, es ist hügeliger, felsiger und auch von der Straße aus gibt es einige schöne Ausblicke auf‘s Meer. In Örnsköldsvik biegen wir auf die Straße 348 links ab - endlich keine LKWs mehr. Nach kurzer Zeit schickt uns GoogleMaps rechts ab auf die Järnegardsgatan … warum auch immer, es ist eine winzige Straße, die durch kleinste „Orte“ (besser: Häuseransammlungen) führt und schließlich fahren wir auf einer Schotterpiste irgendwo im nirgendwo. Keine Menschenseele weit und breit (die Wege von Google sind unergründlich…).

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Dafür treffen wir Kraniche, ein Adler fliegt an uns vorbei und bei einer Pipipause entdecken wir Unmengen an leckeren Pilzen. Nach knapp 20 km erreichen wir endlich wieder eine richtige Straße, die 352. Diese ist weitestgehend super ausgebaut, kein Auto weit und breit, es fährt sich toll und hier passieren wir auch das Schild, welches uns Lappland ankündigt. Weiter auf der 365, treffen wir in Lycksele ein, wo wir tanken und Burger essen gehen - den Kaffee gibt es bei „Frasse“ sogar umsonst :-)

Die 365 fahren wir eine Weile wunderbar weiter, bis eine Ampel an einer Baustelle uns zum Warten auf das Ledebil zwingt. Soweit nichts Ungewöhnliches. Sehr wohl ungewöhnlich aber ist, dass dieses Führungsfahrzeug einfach nach einem Viertel der Baustelle zur Seite fährt und uns (und die beiden Schweden vor uns) zum Weiterfahren auffordert. Also tun wir das auch alle… doch es ist unglaublich - wir fahren durch frisch aufgeworfenen (noch nicht verfestigten) Schotter, das Auto vor uns bleibt darin fast stecken, die losen, groben Schottersteine knallen an unseren Unterboden, wir fahren Zickzack um gerade arbeitende riesige Baustellenfahrzeuge herum… also mitten durch die laufende Baustelle! Das geht ein paar Kilometer so und ich glaube zu hören, wie auch die beiden Schweden vor uns aufatmen, als wir wieder asphaltierte Straße unter unseren Rädern haben.

Nach dieser Anspannung geht es gemächlich und entspannt weiter über die leere Straße und wir wechseln auf die 95 - und hier beginnen unsere ersten Rentiersichtungen.

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Die Kinder sind hellauf begeistert, vor allem als wir neben den Tieren halten oder wir die Fellnasen bei Spaziergängen auf der Straße beobachten. So süß! Nach Arvidsjaur wechseln wir auf die E45, den Inlandsvägen - auch hier ist erstaunlich wenig los. Eine Rast legen wir noch an einem schönen Platz zwischen Bäumen an einem See ein, es ist so herrlich ruhig.

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Den Nördlichen Polarkreis erreichen wir um 18 Uhr und halten hier natürlich. O-Ton Sohnemann: „Also obwohl wir hier am Polarkreis sind, ist es gar nicht kalt.“ Wir machen ein paar Fotos, gehen noch in den Souvenirshop, dann aber hurtig zum Campingplatz - ich will noch eine Hütte mit Bad/Toilette ergattern. Als wir im Arctic Camp Jokkmokk ankommen, ist es kurz vor sieben, es ist noch was frei, wir checken ein, beziehen eine kleine Hütte und sehen uns erst einmal um. Der Platz ist riesig, hat einen kleinen Badepark, einen extrem großen Spielplatz, Minigolf… Wahnsinn, was hier geboten wird. Trotz der Größe gefällt es mir hier, er liegt direkt an einem tollen See, unsere Hütte in einer Ecke im Wald - mit Blaubeeren drumherum :-)

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Die Kinder lassen ihre überschüssige Energie ausgiebig auf dem tollen Spielplatz ab, was uns etwas Zeit zum Chillen gibt. Gemütlich sitzen wir in der Hütte zum Essen (es regnet leider) und machen danach am See noch einen kleinen Spaziergang.

Schon schön, dieses schwedisch Lappland!
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Canadier » Mo, 06. Nov 2023, 17:49

Ich hab mich dann mal hinten mit reingemogelt!
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon cani#68 » Mo, 06. Nov 2023, 18:33

Dann steige ich mal mit ein...

Hats du vlt. einen Link zur Hütte auf AirBnB?

Dein Link zur HP verlangt bei mit ein Login
____________
Schöne Jrooß
Uwe

Norwegen Bilder - https://www.flickr.com/photos/uwe_cani/albums/72157647598018725
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Kumulus » Di, 07. Nov 2023, 17:24

Ein wunderschöner Auftakt eurer Rundreise, Julindi. Deine Reiseberichte sind immer so lebendig und kurzweilig geschrieben. Ich freue mich immer wieder; nutze natürlich auch die ergänzenden Bilder auf deiner homepage. Ich bin also gerne mit dabei und freue mich auf die Fortsetzung.
Gruß Martin
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Ingo Martin » Di, 07. Nov 2023, 18:05

Hallo Jule,
danke für einen neuen Reise- und Erlebnisbericht mit dem Ziel 68 Grad Nord (Refsnes?).
Wir waren 2011 und 2019 auf den Vesteralen und Lofoten und haben viele schöne Erinnerungen die diese Reisen.
Und auch die Fischzüge im Norden Norwegens waren erfolgreich.

Nun werde ich wieder öfter ins Forum klicken und Deinem Reisebericht staunend folgen.
Ingo
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mi, 08. Nov 2023, 10:21

Herzlichen Dank für die netten Kommentare - da mache ich doch gerne weiter :D

Dienstag, 8.8.23 – 529 km

Der frühe Vogel und ich, wir müssen wie immer erst mal alleine klar kommen. Naja, da kann ich schon mal duschen und was für‘s Frühstück vorbereiten. Aber auch heute läuft es insgesamt echt gut mit allem, sodass wir um neun starten (und nochmal kurz zurück fahren müssen, weil ich was in der Hütte vergessen hab…).

In meiner Vorstellung war die E45 eine total befahrene Straße - doch zu unser aller Freude fahren wir die meiste Zeit alleine durch die unglaublichen Waldlandschaften Nordschwedens. Ja, gefällt mir… diese leeren Straßen, umsäumt von Bäumen in unterschiedlichen Grünschattierungen, ausgebremst lediglich durch querende Rentiere.

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Die Straßenschilder mit den langen unaussprechlichen Namen erinnern uns an Finnland. Kilometer um Kilometer begegnen wir niemandem - schon irgendwie seltsam. Ab und zu tauchen andere Fahrzeuge und sogar auch ein paar Radfahrer auf.

Wir wechseln auf die E10 und hier nimmt der Verkehr merklich zu. In Kiruna gehen wir noch in den Coop (Bernds „Bestellung“ einkaufen - und nehmen natürlich auch gleich für uns was mit).

Weiter Richtung Norge halten wir unterwegs an einem der raren Rastplätze. Parkbuchten zum Anhalten gibt es zwar genügend, aber schöne Rastplätze? Fehlanzeige. Wir essen und vertreten uns ein bisschen die Füße. Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass wir unterwegs noch ein wenig in den Abisko Nationalpark hinein laufen können… aber ehrlich gesagt: jetzt wollen wir nur noch ankommen!!! Mal davon abgesehen ist das Wetter richtig mies. Also fahren wir einfach weiter. Sehr schade ist, dass die Landschaft komplett in Nebel verhüllt ist … es wäre so schön hier, wenn uns nicht das Nichts umgäbe - alles ist weiß. Von dem riesigen See und den dahinter aufsteigenden Bergen ist nichts zu sehen (das Vergnügen hatte ich nur auf GoogleStreetView).

Doch je näher wir Norwegen kommen, desto mehr klart es auf.

Nach Norwegens Grenze strahlt die Sonne nur so vom Himmel - so begrüßt man seine Stammgäste :) (Seit wir nämlich in Schweden angekommen sind, haben wir die Sonne nicht mehr gesehen.)

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Die Fahrt zum Haus zieht sich noch etwas, wir kommen bei Narvik auch noch an eine Straßensperre, wo mir mal kurz das Herz in die Hose rutscht… so eine Sperre kann in Norwegen ja immense Umwege bedeuten. In diesem Fall ist es Gott sei Dank nur eine Viertelstunde "Mehrzeit" und wir dürfen dabei noch zwei schicke Brücken überqueren. Begeistert betrachten wir die vorbeiziehende Landschaft mit ihren teilweise bizarr geformten Berggipfeln, den saftig grünen Wiesen, den weißen Sandstränden und dem türkis schimmerndem Wasser. Herrlich und wunderschön.

Um Punkt fünf werden wir am Haus in Refsnes von Bernd herzlich empfangen. Endlich sind wir da, nach dieser langen Anreise. Es ist einfach nur ein Traum, dieses rote Häuschen mit Panorama-View Deluxe und seinem kleinen Gärtchen drumherum.

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Bernd zeigt uns Häuschen und Holzboot, für die Kinder hat er sogar ein Federballnetz mit Schlägern vorbeigebracht. Später räumen wir noch das Auto aus und essen gemütlich zu Abend.

Durch die lange Helligkeit haben wir irgendwie überhaupt kein Zeitgefühl. Wir erkunden noch die Uferkante mit ihrem kristallklaren Wasser, entdecken kleine Fische, Seeigel, Quallen und sammeln ein paar Muscheln. Die erste Schweinswalsichtung lässt nicht lange auf sich warten. Endlich da - einfach nur traumhaft.

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Re: 68,68°Nord

Beitragvon volkermuenster » Mi, 08. Nov 2023, 12:35

Hallo Jule,

lieben, lieben Dank für den Bericht!
Dein toller Schreibstil und die Fernwehfotos kommen bei mir genau zur richtigen Zeit! :lol:

Freu! :D

Bei ein paar Bildern kommen bei mir schöne Erinnerungen aus dem Sommer wieder hoch. Klasse.

Bite, bitte, schnell weitermachen....

liebe Grüße
Volker
"Man wird nie ein neues Land entdecken, wenn man immer das Ufer im Auge behält."
(Volksweisheit)
Unterwegs in meinem Theodor-Sunlight T60
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Gudrun » Mi, 08. Nov 2023, 17:42

Geht es da zu Eurem Häuschen?

Grüße Gudrun
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 10. Nov 2023, 9:19

Gudrun hat geschrieben:Geht es da zu Eurem Häuschen?

Grüße Gudrun

Bingo - genau getroffen :D

volkermuenster hat geschrieben:Hallo Jule,

lieben, lieben Dank für den Bericht!
Dein toller Schreibstil und die Fernwehfotos kommen bei mir genau zur richtigen Zeit! :lol:

Freu! :D

Bei ein paar Bildern kommen bei mir schöne Erinnerungen aus dem Sommer wieder hoch. Klasse.

Bite, bitte, schnell weitermachen....

liebe Grüße
Volker

Ich bemühe mich :D
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 10. Nov 2023, 9:47

Mittwoch, 9.8.23

Kein Wecker, ich hab gut geschlafen, merke aber, dass ich drei Tage lang mein allmorgendliches Yoga nicht gemacht habe. Also raus aus den Federn und ausgiebig dehnen! (Diesem täglichen Ritual am Morgen verdanke ich immerhin, dass es mir wieder so gut geht … es gab eine Zeit, da konnte ich kaum laufen, war deshalb im Krankenhaus…). Das Yoga-with-a-view tut soooo gut! Nicht nur meinem Körper, sondern auch der Seele - kein Wunder bei dem Ausblick. Während ich danach meinen Espresso mache, erwacht das Haus. Nix mehr mit Stille. Mein Wunsch nach Ruhe trifft auf den Bewegungsdrang der Kinder … nicht immer kompatibel.

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Also verbringen wir den Vormittag mit Tennis und Federball spielen, der Mann hat nach der langen Fahrt und den davor liegenden stressigen Arbeitswochen ein enormes Schlafbedürfnis und verzieht sich nach oben. Wir Restfamilie gehen natürlich noch an unseren Steinstrand, halten nach Schätzen Ausschau und retten eine lila-blaue Qualle vor dem Austrocknungstod.

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Immer wieder nehme ich mir heute die Zeit, einfach nur zu sitzen und zu schauen. Meine Güte, diese Farben, dieser Ausblick. Es ist mit 24 Grad angenehm warm, aber sehr windig, sodass sie Ausfahrt mit dem Boot heute flach fällt. Außerdem muss Bernd den Motor noch reparieren lassen. Irgendetwas stimmt da nicht.

Nach einem Mittagssnack fahren wir Richtung Borkenes (ca. 20 Minuten entfernt) - hier soll sich im Fjord ein Zwergwal rumtreiben … vielleicht sehen wir ihn ja. Eigentlich ist ja klar, dass wir ihn nicht zu Gesicht bekommen werden, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wir fahren zum kleinen Hafen, der Ausblick hier ist total schön, die Sonne strahlt (es sind mittlerweile 28 Grad) und wir beobachten ein paar Angler, wie sie einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser ziehen. Später werden wir mit einer kleinen Angelausrüstung wieder kommen. Auf dem Weg zurück zum Haus machen wir einen Abstecher über auf eine kleine Insel (Kvæøya), wir haben unterwegs die tolle Brücke gesehen, die dorthin führt. Auf der Insel entdecken wir fast am Ende der Inselsackgasse einen Minirastplatz mit kleinem Sandstrand. Mega-Panorama, bestes Wetter - wir ziehen die Schuhe aus und stapfen ins Wasser - kalt, aber schön. Immer wieder kommen plötzlich große Wellen angerauscht, die dafür sorgen, dass die Kinder komplett nasse Hosen bekommen.

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Ein phantastisches Fleckchen Erde - wir fühlen uns super wohl hier und bleiben über 1 1/2 Stunden. Die Kinder buddeln im Sand, wir finden Muscheln, rund geschliffene Steine und Seeigelskelette. Wir genießen hier einfach diese Ruhe, diese landschaftliche Schönheit, das Zusammensein…

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So, jetzt aber Angelsachen holen, kurz etwas essen und zurück nach Borkenes. Dort stehen wir ab halb sechs auf der Mole und angeln bei Bilderbuchwetter und Bilderbuchpanorama.

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Zunächst gehen untermaßige Fische wie Dorsch und Seelachs an den Haken, die natürlich wieder schwimmen dürfen. Tatsächlich sind wir drei Stunden hier, die Zeit vergeht wie im Flug und wieder haben wir kein Zeitgefühl… Bevor wir gehen entdecken wir noch eine Monsterqualle (eine Feuerqualle, ca. 80-100 cm lang, Durchmesser knapp 50 cm)… gigantisch!

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Fünf schöne Makrelen nehmen wir mit nach Hause. Ein kurzer Stopp noch im Supermarkt, sodass wir erst gegen zehn daheim sind.

Was für ein schöner Tag mit lauter spontanen Dingen :-)
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon artep » Sa, 11. Nov 2023, 15:35

Wenn ich die schönen Bilder sehe, möchte ich auch gleich wieder los... danke.
Ich bin zwar auch schon am Planen für den nächsten Sommer, aber Nordnorwegen ist mir momentan noch zu weit für den Urlaub (das muss noch etwas bis zum Ruhestand warten).
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