Bären in Norwegen?

[Edeludo]

Hallo an alle Norwegen Freunde!

Ich plane einen Wanderurlaub in Norwegen. In den Reiseführern wird des öfteren erwähnt das es Bären in Norwegen gibt.
Meine Frage:
Kann ich auf den markierten Wanderwegen ungefährdet laufen
In welchen Gebieten gibt es die Bären

[Ingrid Janicke]

hei Edeludo,
in meinen Reiseführern wird erwähnt, daß es im Pasvik - und im Dividalen - Nationalpark Bären geben soll.
Jedoch sind diese Tiere sehr scheu und es soll ziemlich unwahrscheinlich sein, auf sie zu treffen.
Das hoffen wir natürlich auch, da wir in beiden Nationalparks im August/September wandern wollen.
Hilsen
Ingrid

[Edeludo]

Über die Bären soweit im Norden habe ich auch einiges gelesen.
(Und auch nichts was mich dort unberschwert Wandern lassen würde)

Ich plane allerdings nicht weiter als bis zum "Jostedalsbreen" zu fahren.
...und im Reiseführer von H. P. Koch "Norwegen" steht das dort im Jahre 1956 der letzte Braunbär erlegt worden sei.

Aber im Baedeker Allianz Reiseführer Norwegen steht auf Seite 358 oben
"Geduldige Naturfreunde können ...... Bären im Gebiet um Trysil zu Gesicht bekommen" (Liegt bei Lillehammer)

[Ingrid Janicke]

hei Edeludo,

Am "Jostedalsbreen" triffst Du hauptsächlich mehr auf "Touris", als auf Bären, da dort eines der bekanntesten und erschlossensten Wandergebiete Norwegens ist.
Auch in der Gegend um Trysil - mehr östlich gelegen - mußt Du schon sehr viel Glück haben, wenn Dir dort zufällig ein Bär begegnet. Von wann ist denn Dein Reiseführer?
Diese Tiere meiden nach Möglichkeit die Begegnung mit dem Menschen und verirren sich selten nach Mittelnorwegen .
Da lieben sie schon eher die nördlichen, unwegsamen einsamen Gebiete Norwegens oder gar Russlands.
Nur Mut - hilsen.
Ingrid

[Susanne]

Hei,

nach Schätzungen gibt es heutzutage zwischen 35 und 55 Braunbären in ganz Norwegen ( http://odin.dep.no/md/rovviltmelding/po ... b-n-a.html )... diese sind auch sehr scheu... die Wahrscheinlichkeit, einen Bären in freier Natur zu sehen, dürfte wohl gegen Null gehen... ich habe jedenfalls noch keinen gesehen ...

Hilsen
Susanne

[Edeludo]

Danke... Gut zu Wissen...
Dann war meine Angst wohl unbegründet.

[Christoph]

Hallo...

bei uns sitzen die "Bären" im Sommer zu tausenden im Fjell...., aber diese "Bären" sind überhaupt nicht scheu..., sind ja auch keine Braunbären, sondern Blaubären und Moltebären.

Aber im Ernst: Die Chance, auf einen Bären zu treffen, ist wohl wirklich äußerst gering. Ich habe noch nichtmal Vielfraße und Luchse getroffen, die es bei uns in Nordland ja bestimmt noch um einiges häufiger gibt. Und wenn man dann noch bedenkt, wie selten in Relation zum hohen Bestand man Elche sieht...

Trotzdem...Augen auf!!!...es gibt ja auch immer wieder Leute, die einen Sechser im Lotto haben.

Nachösterliche Grüße aus dem hohen Norden

vom NarVikinger
Christoph

[Peter Bickel]

Hallo Edeludo,

Deine Angst ist absolut unbegründet.
Ich habe beide Regionen, in denen es noch Bären geben soll (Pasvik und Dividal) intensiv erwandert - viele Monate lang und zu jeder Jahreszeit.
Ich habe weder einen Bären noch Spuren zu Gesicht bekommen.

Leute erzhälten mir allerdings, dass man sehr selten und mit viel Glück mal eine Spur finden könne...

Also keine Panik. Die Bärengefahr ist ein keiner Weise vergleichbar mit Kanada und Alaska.

Beste Grüße,
Peter.

[galileo]

Hallo,

ich war letztes Jahr in Schweden in Orsa im Bjørnpark (Bärenpark). Hierbei haben wir eine Wildnistour des europäischen Braunbärenprojekt mitgemacht. Hierbei konnten wir ein paar Dinge über diese Tiere lernen.

Ich möchte zwar nicht die oben genannten Zahlen bestreiten, aber ich kann Sie auch nicht bestätigen. Die Jungs vom Braunbärenprojekt schätzen die Anzahl der Braunbären in Schweden auf ca. 1400 Tiere. Tendenz steigend. Die 400 markierten und mit Sendern ausgestatteten Tiere wechseln übrigens öfters zwischen Norwegen und Schweden (gerade Junge Männchen auf der Suche nach einem neuen Revier). Die Bären sind sehr scheu und einen zu sehen sollte einen eher glücklich machen als angst einzujagen. Wenn die Windverhältnisse günstig sind können die Tiere einen Menschen über eine Distanz von bis zu 6 km riechen. Für skandinavische Braunbären sind Menschen eine Gefahr. Im normalfall meiden sie jeglichen Kontakt. Die Tatsache, dass in Schweden das Recht besteht sich in einem Fall der Bedrohung zu wehren macht die Bärenjagd ganzjährig möglich. (Die meisten Menschen die sich von Bären bedroht fühlen haben Ihnen von hinten in den Kopf geschossen).

Gefahr geht in der Regel von den Tieren nur aus, wenn man sich Ihnen unbemerkt nähert oder sie beim fressen stört. Jungtiere sind generell zu meiden (Mutterinstinkte sind bei Bären schlagkräftig). In den schwedischen Gebieten machen Hunde die Bären agressiv, da bei der Bärenjagd Hunde eingesetzt werden.

Bären ernähren sich in Skandinavien im Normalfall nur 2 Monate im Jahr von der aktiven Fleischjagd. Im Frühjahr ernähren sich die Tiere im Normalfall von einer bestimmten Ameisensorte. Im Sommer jagen die Bären die jungen Elchkälber um im Herbst sich ausschliessklich von Beeren zu ernähren. (Im Winter wird gepennt) Kadaver werden das ganze Jahr gerne genommen und aufs Blut verteidigt.

Ich bin in diesem Sommer ebenfalls im Øvre Dividal und habe mich daher über das Gebiet erkundigt. Es soll dort wohl noch 2 Wolfsrudel geben und ein paar Bären in den Waldgebieten, aber die Chance die Tiere zu sehen sind gleich Null. Regelmässiger anzutreffen scheinen Vielfrasse zu sein . Ich habe mal im Fernsehen gesehen wie diese Tiere Rentiere jagen. Das ist sehr beeindruckend.
Das Øvre Dividal gilt als Schutzgebiet der grossen Vier (Bär/Wolf/Luchs/Vielfrass). Aber ich mach mir keine Hoffnung auch nur einen davon zu sehen. Vielleicht sind ein paar Spuren drin.

Man sollte diesen Tieren einfach mit genug respekt begegnen und sich als Mensch erkenntlich machen (nicht wie ein Elch kucken ) .
Ich habe ein Buch gelesen (heisst Verhalten in Bärengebieten) in dem ein amerikanischer Familienvater versucht hat sein Kleinkind in einem Nationalpark auf einen freilebenden, ausgewachsenen Grizzly zu setzen um davon ein Foto zu machen. Der Vater hat es nicht überlebt, aber der Junge.Solche Geschichten sind dann der Grund warum manche Menschen Angst vor diesen Tieren haben.

Ich wünsch euch viel Spass. Falls Ihr trotzdem auf einen Bären stosst, dann bringt mir einen mit

Hedo

Andy

[Edeludo]

Hallo Galileo.

Ich habe mit Sicherheit nicht vor einem von dem Bären zu nahe zu kommen und es ist schon klar das man sie nicht provozieren darf.

Im aktuellen Polyglott Reiseführer steht auf S.17:
"Im Pasvik - Tal......Begegnungen mit Braunbären sind nicht auszuschließen. Normalerweise greifen die Bären Menschen nicht an. Der Pfeifton eines fressenden Bären ist jedoch die deutliche Aufforderung, langsam, aber entschlossen den Rückzug anzutreten. Wer in dieser Situation in Panik die Flucht ergreift, fordert die Tiere zum Wettlauf heraus - was sogar tödlich enden kann."

Womit könnte man einem Bären in so einem Ausnahmefall als Wanderer verjagen? Wäre Pfefferspray eine Möglichkeit?
Darüber wurde doch bestimmt bei Deiner Wildnistour des europäischen Braunbärenprojekt etwas gesagt.

Gruß, Edeludo.

[Charly]

Edeludo fragt: "Wäre Pfefferspray eine Möglichkeit?"

Der Eingeborene antwortet: "Ja, weil er sich totlacht - der Baer"

Einer der letzten Braunbaeren Norwegens wurde uebrigens im Herbst vor knapp zwei Jahren, dreissig Kilometer suedlich erlegt, weil er sich allzu ausdauernd an den Schafen vergriff.

Hierzu der Bericht:

http://www.dagbladet.no/nyheter/2001/09/22/283517.html

Hilsen fra Tromsø,

Charly

[Anna]

Vor und während unserer ersten Kanadatour habe ich ziemlich viel darüber gelesen, was man tun soll, wenn man tatsächlich auf einen Bären trifft.
Insgesamt kam dann folgendes raus:
Man sollte es zuerst mit einem langsamen Rückzug probieren. Falls das nicht hilft: totstellen (= sich flach auf den Boden legen). Greift der Bär trotzdem an: sich wehren
Außerdem sollte man schon beim Wandern möglichst laut sein (viele hatten Glöckchen am Rucksack befestigt), damit der Bär hört, daß jemand kommt und nicht überrascht wird.
Und überhaupt, ist das alles gar nicht notwendig, weil ein Bär ja normalerweise nicht angreift.
Uns sind die Bären dann nur mit genügend Sicherheitsabstand begnet, aber mir war trotzdem immer ein wenig mulmig....

[galileo]

Hallo,

also das erste was wir beim Braunbärenprojekt gesagt bekommen haben, dass es keine Standardlösung gibt. Aber ein paar Richtlinien:

o Niemals zwischen eine Bärin und ihre Jungen kommen
o Sich als Mensch zu erkennen geben
o Möglichst mit dem Tier reden, damit dies merkt es handelt sich um einen Menschen s.o.
o Niemals verstecken und anschleichen
o keine hektischen Bewegungen
o den Bär zu erst reagieren lassen (wahrscheinlich geht er einfach weg)
o wenn der Bär sich aufstellt, dann versucht er sich nur einen Überblick zu verschaffen (kein Angriff)
o Ein Bär ist auf kurzen Strecken schneller als ein Pferd (rennen macht keinen Sinn)
o Junge Bären können klettern, aber Erwachsene kommen trotzdem bis zu 5-6m an einem Baum hoch. Sollte man auf einen Baum flüchten wollen sollte man so hoch wie möglich.
o Kommt ein Bär auf einen zu sollte man sich tot stellen. Dabei sollte man sich flach auf den BAuch legen und Arme abwinckeln und Beine ebenfalls etwas spreizen. Dem Bären also keine Möglichkeit geben, dass er dich umdrehen kann.
o Es macht in der Regel keinen Sinn einen ausgewachsenen Braunbären alleine zu attackieren. (Bei den amerikanischen Schwarzbären soll das anders sein)

Das sind nur Optionen. Ob es tatsächlich hilft weiss ich nicht, aber ich würde mich daran halten.

Solltest du dir ein Buch oder eine andere Informationsquelle kaufen, dann musst du immer im Hinterkopf haben, dass die meisten Bücher über amerikanische Bären geschrieben sind. Amerikanische Bären haben im Gegensatz zu europäischen Bären den Unterschied, dass diese meisten daran gewöhnt sind, dass Menschen eine Nahrungsquelle sind. Die Amerikaner haben die Eigenschaft diese Tiere in den grossen Nationalparks zu füttern. Hier gilt der Gedanke Mensch = Essen. In Europa gilt der Gedanke Mensch = tot. Es gibt im Yellowstone Bären die sich darauf spezilisiert haben Camper zu knacken.

Ich denke das es gut ist, dass man über sowas bescheid weiss. Nicht nur zum eigenen Schutz, sondern auch zum Schutz dieses Tieres und andere Wanderer. Aber es gibt kein Grund davor Angst zu haben.

Der Bär wird in Schweden (im Gegensatz zum Wolf) immer beliebter, was eigentlich zeigt, dass diese Leute die mit der Gefahr leben mittlerweile darin gar keine Gefahr mehr sehen.

Der hauptsächlich Fleisch fressende und auch gerne Rinder und Schaafe jagende Wolf ist hierbei wesentlich schlechter weggekommen. In manchen gegenden Schwedens existiert ein regelrechter Hass auf diese Tiere. In dem uns gezeigten Gebiet (auf der Karte) mit den 400 markierten Braunbären sind lediglich 2 Wölfe bekannt. Das zeigt wie arm es um diese Tiere steht.

Falls jemand mal nach Orsa kommt, dann sollte er auf jedenfall den Bjørnpark besuchen. Hier kann man euch auch weiterhelfen, wenn Ihr mal das Braunbärenprojekt besuchen wollt. Man nimmt sehr viel mit. Ausserdem ist es interessant wenn man dort auf dem Hof ankommt und sich der Biologe mit einem Peilgerät im Kreis dreht und erzählt Bär 1 ca. 3 km, Bär 2 ca .4 km, ... Wenn man auf dem Rückweg zum pinckeln anhält schaut man hinter jeden Busch

Hedo


Andy

[Gast]

Hallo Charly!

Der Eingeborene antwortet: "Ja, weil er sich totlacht - der Baer"

Pfefferspray ist eine Möglichkeit !!!
Man sollte es nicht darauf ankommen lassen, aber wenn man z.B. mit Kindern unterwegs ist und ein "geordneter Rückzug" schwer zu organisieren ist, so kann ein kräftiger Strahl Pfefferspay die letzte Rettung sein. Schon vor einem Angriff kann ein Spritzer, auf den umgebenden Waldboden, den Bären zum abdrehen bringen, denn Bärennasen sind extrem empfindlich.
Allerdings möchte ich mich den oben geäußerten Meinungen anschließen- in Norwegen einen Bären zu treffen, ist sehr unwahrscheinlich.
Deshalb:
Genießt die Beeren
Gruß Otto

[Edeludo]

Zum Thema Pfefferspray:
Ich habe gelesen das in Kanada die Park Ranger sogar Grizzlys mit Pfefferspray von Orten vertreiben an denen sie besser nicht wären.

Nur welche Mengen benötigt werden weiß ich nicht. Weiß jemand woher man geeignete Sprühgeräte bekommen kann?

Zum Thema Bärenschutz:
Ich halte es für naiv zu glauben man könne wilde Tiere (nicht nur in Skandinavien) wieder in ihren (ehemaligen) natürlichen Lebensräumen ansiedeln ohne das es früher oder später zu "Unfällen" kommt.